Wann ist sofortiges Handeln wichtig?

Im Rahmen von Depressionen können Selbsttötungsgedanken oder sogar -handlungen auftreten. Allerdings ist die Rate der Suizidversuche bei Frauen in der Schwangerschaft und nach der Geburt niedriger als in anderen Lebensphasen. In sehr seltenen Fällen kann es zu einem sogenannten erweiterten Suizid kommen, bei dem eine Mutter sich und ihrem Baby das Leben nimmt.

Obwohl solche Fälle selten sind, ist es wichtig, bei Verdacht auf Suizidgedanken und bei Suizidandrohungen sofort zu handeln. Auch das ist ein medizinischer Notfall und Sie sollten nicht versuchen, damit allein, ohne ärztliche Hilfe zurechtzukommen.

Eine postpartale Psychose kann in seltenen Fällen nach der Geburt auftreten, sie betrifft nur etwa 1 bis 2 von 1000 Frauen. Meist treten Psychosen plötzlich innerhalb der ersten Tage bis Wochen nach der Geburt auf und können einige Tage bis mehrere Monate andauern. Dabei verändert sich die Wahrnehmung von sich selbst und anderen. Betroffene können von irrealen Gedanken und übertriebenen Ängsten beeinflusst sein und es kann zu Halluzinationen oder Wahnvorstellungen kommen.

Von Halluzinationen spricht man, wenn Betroffene Dinge sehen, hören, fühlen, oder riechen, die nicht da sind. Bei Wahnvorstellungen haben die Betroffenen dagegen bestimmte, durch rationale Argumente unkorrigierbare Überzeugungen, die für andere offensichtlich falsch sind und nicht der Realität entsprechen, z.B. die Überzeugung, dass jemand sie und das Baby töten will . Auch manische Symptome, also eine gehobene Stimmungslage mit Größengefühl und Selbstüberschätzung, sind nicht selten.

Eine postpartale Psychose ist immer ein medizinischer Notfall und erfordert eine stationäre Behandlung! In diesen Fällen ist die Unterstützung durch Angehörige besonders wichtig. Manchmal müssen Familienmitglieder sogar gegen den Willen der Mutter handeln, um sicherzustellen, dass sie ärztliche Hilfe erhält und in einer psychiatrischen Klinik aufgenommen wird. Anderenfalls kann es zu gefährlichen Situationen für die Mutter und das Kind kommen.

Zu Zwangssymptomen gehören Zwangsgedanken (z. B. dem Kind etwas anzutun) und Zwangshandlungen (z. B. übermäßiges Händewaschen).

In seltenen Fällen können im Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt Zwangshandlungen auftreten oder sich verstärken. Während der Schwangerschaft beispielsweise haben manche Frauen übermäßige Angst vor Keimen und entwickeln Wasch- oder Putzzwänge. Oder die Empfehlungen zur Ernährung werden nach und nach immer zwanghafter befolgt.

Ein recht häufiges Symptom einer postpartalen Depression sind jedoch Zwangsgedanken, also Gedanken, die sich ungewollt aufdrängen. Gedanken mit aggressivem Inhalt (z. B. die Vorstellung, dem eigenen Baby etwas anzutun, oder Befürchtungen, dem Kind versehentlich Schaden zugefügt zu haben) sind besonders belastend. Betroffene Mütter leiden unter starken Schuld- und Schamgefühlen und teilen sich deshalb oft niemandem in ihrer Umgebung mit. Zu wissen, dass diese Gedanken ein Krankheitssymptom sind und nicht umgesetzt werden, ist bereits eine große Entlastung. Voraussetzung für eine solche Einordnung ist allerdings der Ausschluss von psychotischen Symptomen, wie Wahn oder Stimmenhören.