Der Familiencoach Depression ist ein interaktives, leicht zugängliches Online-Trainingsprogramm für Familienmitglieder oder andere Bezugspersonen von depressiv erkrankten Menschen. Das Selbsthilfe-Programm unterstützt dabei, mit häufigen Depressionssymptomen, aber auch mit Krisensituationen und Suizidgedanken der Erkrankten gut umzugehen. Es vermittelt Wissen über die Erkrankung Depression und ihre Behandlung und zeigt wie die Beziehung zwischen dem erkrankten Menschen und den Angehörigen gestärkt werden kann. Außerdem hilft das Programm, eine gute Balance zwischen der Fürsorge für den Erkrankten und der Fürsorge für sich selbst herzustellen. Denn nur wer gut auf sich selbst achtet, kann auch gut für andere sorgen.

Der Familiencoach Depression ist kostenlos im Internet verfügbar und kann anonym von jeder und jedem Interessierten genutzt werden.

Der Familiencoach Depression richtet sich an Angehörige oder andere Bezugspersonen von Erwachsenen, die an einer unipolaren Depression erkrankt sind. Er kann von den Angehörigen allein oder gemeinsam mit dem depressiv erkrankten Menschen genutzt werden. Im Mittelpunkt steht der Umgang mit akuten, episodisch verlaufenden Depressionen. Der Coach kann auch für Angehörige von Erkrankten mit einer chronischen Depression hilfreich sein, bildet deren besondere Situation aber nicht speziell ab.
Depressionen im Rahmen bipolarer Störungen und Depressionen bei Kindern und Jugendlichen unterscheiden sich grundlegend von den in diesem Coach beschriebenen unipolaren Depressionen bei Erwachsenen. Daher ist der Familiencoach Depression für Angehörige von Menschen mit diesen Erkrankungen nicht geeignet. Informationen zu bipolaren Störungen finden sie auf psychenet und bei der Deutschen Gesellschaft für bipolare Störungen e.V. Über Depressionen bei Kindern und Jugendlichen informiert die Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Der Familiencoach Depression hilft dabei, den Alltag mit einem depressiv erkrankten Menschen besser zu bewältigen. Er hat nicht zum Ziel, Angehörigen eine therapeutische Ausbildung für den Umgang mit einem von  Depression betroffenen Menschen zu vermitteln. Die Diagnosestellung und Behandlung depressiver Erkrankungen gehört in die Hände erfahrener Ärztinnen und Ärzte oder Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten.

In 5 unabhängig anwendbaren Trainingsbereichen erfahren die Nutzerinnen und Nutzer des Online-Coaches, wie sie erkrankte Angehörige oder Bekannte unterstützen und sich selbst vor Überlastung schützen können.

Im Bereich Depression und Alltag wird erklärt, warum Angehörige mit ihren Versuchen, den depressiv erkrankten Menschen zu motivieren, oft scheitern. Ein Video zeigt, wie sich Angehörige verhalten können, damit die Gespräche künftig besser verlaufen. Zudem wird in Kurzfilmen dargestellt, was Angehörigen im Alltag mit depressiven Menschen häufig Probleme bereitet: die Antriebslosigkeit, der Interessenverlust, die Reizbarkeit oder die Hoffnungslosigkeit der Erkrankten. In kurzen Lösungsfilmen und einer Schritt-für-Schritt-Erläuterung im Text wird schließlich gezeigt, wie die Angehörigen besser mit diesen Krankheitssymptomen umgehen können.

Im Bereich Beziehung stärken liegt der Schwerpunkt darauf, wie Angehörige und Erkrankte trotz der Depression gut miteinander auskommen, Probleme gemeinsam bewältigen und wieder mehr schöne Momente zusammen erleben können. In Problem- und Lösungsvideos wird zudem gezeigt, wie ein überengagiertes oder vorwurfsvolles Verhalten gegenüber dem Erkrankten vermieden werden kann.

Im Bereich Was muss ich wissen? werden wissenschaftlich fundierte Informationen zu den Symptomen und Ursachen sowie zur Behandlung von Depressionen vermittelt und die Angehörigen erfahren, wo sie selbst Unterstützung finden können. Zudem gibt der Coach Orientierung in Krisensituationen und zeigt, was Angehörige tun können, wenn sie vermuten, dass der erkrankte Mensch Suizidgedanken hat.

Der Bereich Selbstfürsorge ist ein besonderer Schwerpunkt des Familiencoachs Depression. Hier geht es speziell um die belastende Situation der Angehörigen und darum, wie sie eine gute Balance herstellen können zwischen der Fürsorge für den Erkrankten und der Fürsorge für sich selbst. So erfahren die Angehörigen, wie sie ihre alltägliche Belastung Schritt für Schritt reduzieren, sich regelmäßig erholen und wieder Kraft schöpfen können. In elf kurzen Audioaufnahmen können die Angehörigen angeleitet üben, ihren Körper und ihre Bedürfnisse besser wahrzunehmen, sich zu entspannen und im Alltag achtsamer zu werden.

Im Bereich Depression im Alter geht es darum, wie sich Depressionen bei älteren Menschen von denen Erwachsener im Erwerbsalter unterscheiden können, wie man Altersdepressionen erkennt, welche Risikofaktoren es gibt und wie man sie behandelt. Angehörige bekommen Tipps, wie sie speziell ältere Betroffene unterstützen können und wie ganz grundsätzlich zufriedenes Altern gelingen kann.  

Wir haben unsere Texte, Grafiken und Filme nach hohen wissenschaftlichen Standards erstellt. Die Inhalte entsprechen dem wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Zeitpunkt ihrer Erstellung:

- Modul "Depression im Alter": Februar 2022

- Module "Depression und Alltag", "Selbstfürsorge", "Beziehung stärken", "Was muss ich wissen": September 2018

- Expertenvideochat: entsprechend Datum des jeweiligen Chats

Ja. Im Bereich Was muss ich wissen? erhalten die Nutzer wissenschaftlich fundierte Informationen über Ursachen depressiver Erkrankungen und geeignete Behandlungsansätze. Im Thema Mythen und Fakten werden verbreitete Irrtümer zu Depressionen aufgeklärt. Je mehr Angehörige und Betroffene über Depressionen und den Umgang mit dieser Erkrankung wissen, desto besser können sie Vorurteilen (Stigmatisierungen) begegnen, mit denen sie oft noch konfrontiert sind. In Wie spreche ich es an? wird zudem gezeigt, wie man mit einem Menschen, bei dem man eine depressive Erkrankung vermutet, darüber sprechen kann.

Die Nutzung des Familiencoaches Depression ist nicht eingeschränkt. Das Online-Selbsthilfeprogramm steht kostenlos und zeitlich unbegrenzt für alle Interessierten zur Verfügung. Die Nutzer/-innen müssen nicht bei der AOK versichert sein.

Der Familiencoach Depression steht allen Nutzerinnen und Nutzern kostenlos zur Verfügung.

Der Familiencoach Depression basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und besteht aus fünf Trainingsbereichen, die unabhängig voneinander bearbeitet werden können: Depression und Alltag, Selbstfürsorge, Beziehung stärken, Was muss ich wissen? und Depression im Alter.

In kurzen, gut lesbaren Texten, Grafiken und Informationsfilmen wird den Angehörigen Wissen zu depressiven Erkrankungen vermittelt und sie erhalten zahlreiche Tipps und Hinweise zur besseren Bewältigung ihrer Situation. Mit unterschiedlichen Beispielfiguren wird veranschaulicht, wie die im Coach gegebenen Tipps auf verschiedene Alltagssituationen übertragbar sind. Besonders häufige Alltagsprobleme werden in Problem- und Lösungsfilmen dargestellt und sind so unmittelbar nachvollziehbar. Experten geben in kurzen Interviews wichtige Hinweise zu depressiven Erkrankungen und zur besonderen Situation der Angehörigen. In Hörübungen, die sich gut in den Alltag integrieren lassen, können die Angehörigen angeleitet üben, ihren Körper und ihre Bedürfnisse besser wahrzunehmen, sich zu entspannen und im Alltag achtsamer zu werden.

Da der Coach interaktiv gestaltet ist, können die Nutzerinnen und Nutzer auch Eingaben zu ihrer aktuellen Situation machen und erhalten ein Feedback dazu. Auf Basis der in den Trainingseinheiten gewonnenen Erkenntnisse kann jeder Nutzer selbst entscheiden, welche Empfehlungen er ausprobieren möchte. Der Coach hilft anschließend bei der Planung der konkreten Umsetzung in den Alltag. Wer möchte, kann sich zudem via E-Mail regelmäßig an die geplanten Vorhaben erinnern lassen. Registrierte Nutzer können ihre Bearbeitungsfortschritte in „Mein Bereich“ nachvollziehen und finden dort auch eine Übersicht über alle Videos und Hörübungen sowie Memokarten und Vorlagen zum Ausdrucken.

Es ist empfehlenswert, parallel zur Nutzung des Familiencoachs Depression, oder im Anschluss daran, den Austausch mit anderen betroffenen Angehörigen zu suchen. Viele Angehörige erleben diesen Austausch in Selbsthilfegruppen als sehr hilfreich und entlastend. Hier finden Sie Kontaktadressen in Ihrer Nähe.

Der Familiencoach Depression wurde federführend von Frau Professor Dr. Elisabeth Schramm entwickelt, die eine ausgewiesene Expertin für die Versorgung depressiver Patienten, auch unter Einbindung der Angehörigen, ist. Frau Professor Schramm ist Leiterin der Sektion „Psychotherapieforschung in der Psychiatrie“ an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. Sie verfügt über umfassende und langjährige Erfahrung mit den neuen störungsspezifischen Psychotherapieverfahren bei Depression sowie mit achtsamkeitsbasierter Psychotherapie, verhaltenstherapeutischen Familieninterventionen und Coaching. Komplettiert wurde die Projektgruppe der Universität Freiburg durch Paul Bausch, Nina Grimm, Christoph Breuninger und und Nadine Zehender, die als klinische Psychologen umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen in der Behandlung depressiv erkrankter Patienten sowie der Angehörigenarbeit haben. Professor Dr. Michael Hüll, Chefarzt der Klinik für Alterspsychiatrie und Psychotherapie am Zentrum für Psychiatrie Emmendingen, hat mit seiner gerontopsychiatrischen Expertise die Entwicklung des Moduls „Depression im Alter“ unterstützt.

Damit der Familiencoach Depression die Bedürfnisse der Menschen, für die er entwickelt wurde, möglichst gut erfüllt, hat eine Fokusgruppe mit Angehörigen und depressiv Erkrankten das gesamte Projekt begleitet und viele hilfreiche Anregungen für die Gestaltung des Programms gegeben.

Zudem haben Professor Dr. Michael Franz, Professor Dr. Dr. Martin Härter, Professor Dr. Martin Hautzinger, Professor Dr. Ulrich Hegerl, PD Dr. Gabi Pitschel-Walz und Professor Dr. Dirk Revenstorf als Mitglieder des Expertenbeirats die Entwicklung des Familiencoaches Depression mit ihrer großen wissenschaftlichen und klinischen Erfahrung und vielen wertvollen Hinweisen unterstützt.

Alice von Welck hat als Psychologin und Geschäftsführerin von frühlingsproduktionen mit ihrem Team den Familiencoach Depression umgesetzt und die Inhalte mediendidaktisch aufbereitet. PD Dr. Christiane Roick war beim AOK-Bundesverband für die Umsetzung des Gesamtprojekts, von der Idee bis zum fertigen Online-Programm, verantwortlich.